Mitunter heißt es, Silber sei das »Gold des kleinen Mannes«. Tatsächlich steht dieses Edelmetall bis heute auch in den Medien im Schatten des »großen Bruders« Gold. Wenn schon Edelmetalle, dann muss es Gold sein, immerhin geht von ihm etwas Mystisches aus. Und wer etwas auf sich hält, trägt natürlich Goldschmuck. Er ist wegen seines beträchtlich höheren Preises sicher imageträchtiger als Silberschmuck. Dafür ist Silber in der Industrie umso begehrter, ja in weiten Teilen sogar unverzichtbar. Ein wichtiger Unterschied zwischen Gold und Silber lässt sich plakativ auf den Punkt bringen: Gold wird gehortet (zum Beispiel im Tresor oder in der Schmuckschatulle), Silber hingegen wird verbraucht. Dies führt in letzter Konsequenz dazu, dass Silber seltener ist als Gold.
Warum spielt Silber als Industriemetall eine so bedeutende Rolle? Dies hängt zusammen mit seinen ganz besonderen Eigenschaften. Es handelt sich um ein weiches, gut verformbares (duktiles, wie es im Fachjargon heißt) Schwermetall, das sich durch eine hohe elektrische und thermische Leitfähigkeit auszeichnet. Silber hat darüber hinaus eine keimtötende Wirkung und wird deshalb unter anderem in der Lebensmittelhygiene und Medizin genutzt.
Im Alltag begegnet uns Silber gleichsam auf Schritt und Tritt. Für ein durchschnittliches Auto wird etwa eine halbe bis eine Unze Silber verbraucht – vor allem für silberbeschichtete Schalterelemente. In Hybrid- und vor allem in Elektrofahrzeugen kommen mehr als 3 Unzen Silber zum Einsatz.
Sogar der in Deutschland beschlossene Ausstieg aus der Atomenergie wird den Silberverbrauch weiter erhöhen, schließlich braucht man das Edelmetall zur Herstellung von Solar-Paneelen und zur Wasseraufbereitung. Welche Nachfrage allein von der Photovoltaik-Branche ausgehen kann, zeigt, dass der Silberverbrauch für die Herstellung von Solar-Paneelen im Jahr 2009 noch bei weltweit rund 800 Tonnen lag und für 2021 von einer Silbernachfrage in Höhe von 98 Mio. Unzen (3000 t) ausgegangen wird.
Viele Zukunftstechnologien kommen nicht ohne Silber aus. Eine hohe Nachfrage nach Silber besteht ferner bei der Produktion von Silber-Zink-Akkumulatoren (Batterien in mobilen Informations- und Kommunikationstechnologien) und Silber-Katalysatoren in Brennstoffzellen. Schließlich dürfte die Bedeutung von Nano-Silber bei antibakteriellen Anwendungen zunehmen. Auch für Displays, Farbstoffzellen und solartechnische Kraftwerke braucht man signifikante Mengen an Silber. Daneben ist der massenhafte Einsatz von RFID-Chips in diversen Bereichen einer der größten Nachfragetreiber für industrielles Silber.
Seitens dieser Zukunftstechnologien wurden im Jahr 2006 über 5.300 Tonnen Silber nachgefragt. Das entsprach etwa 26 Prozent der Jahresproduktion. Analysten gehen von einer Vervielfachung des Silberbedarfs in der Industrie durch neue Anwendungsbereiche und die Verbreitung bestehender Anwendungen in den kommenden zehn Jahren aus.
Schon heute macht die industrielle Nachfrage nach Silber knapp 50 Prozent der Gesamtnachfrage aus. Bei Gold liegt die entsprechende Quote rund 8 Prozent. Zugleich ist die Ressourcenreichweite des Silbers ausgesprochen überschaubar. Gelingt es, die vorhandenen Ressourcen voll auszuschöpfen, also die verborgenen Silberschätze zu heben, dann werden wir maximal noch etwa 20 Jahre Silber fördern, Gold mehr als 25 Jahre, Nickel rund 100 Jahre und Zink sogar über 200 Jahre. Geologische Gutachten warnen bereits heute vor einer Erschöpfung der Silbervorräte in der sogenannten »dünnen Erdkruste« in den Jahren 2025 bis 2035. Nur in diesem Bereich kommt Silber vor.
Silber oder Gold physisch zu besitzen, ist für viele Anleger sehr beruhigend. Und dafür gibt es gute Gründe: Es kann keinem Börsen- oder Währungscrash und auch keinem Staatsbankrott zum Opfer fallen, sondern stellt einen Wert an sich dar. Außerdem empfiehlt es sich sowieso, einen physischen Grundstock an Silber zu haben. Eine Faustregel besagt, dass man eine Unze Silber pro Tag braucht, um zu überleben. Allerdings machen die Urheber dieser Empfehlung keine Angabe dazu, was Überleben in diesem Fall bedeutet. Außerdem: Viele Silbermünzen weisen ausnehmend schöne Motive auf, sodass auch das Anschauen zum Vergnügen wird. Und wer könnte sich nicht für den Besitz schöner Dinge begeistern?
Das tun mit Sicherheit diejenigen, die Silbermünzen nicht um der Geldanlage, sondern um des Sammelns willen kaufen. Seltene Sammlermünzen erzielen mitunter hohe bis höchste Preise. Allerdings will der Sammler seine Schätze in der Regel behalten. Das bedeutet, er wird sie nur in höchster Not verkaufen. Außerdem ist für die Wertermittlung bei Sammlermünzen eine hohe Expertise nötig, denn oft werden sie über private Sammler veräußert. Händler verlangen je nach Seltenheitswert hohe Aufschläge. Der Wert von Sammlermünzen bestimmt sich nach anderen Kriterien als der von Anlegermünzen. Abgesehen von sehr seltenen und begehrten Exemplaren, eignen sich die meisten Sammlermünzen nicht dafür, von steigenden Silberpreisen zu profitieren. Deshalb wollen wir uns an dieser Stelle auf die reinen Anlagemünzen, die sogenannten Bullions, konzentrieren.
Die meisten der gängigen Silbermünzen wiegen eine Unze, also 31,1035 Gramm. Aufgrund der beschriebenen Mehrwertsteuer-Problematik kommen jedoch auch Kilo-Münzen auf den Markt – eine echte Alternative zu den gerade beschriebenen Münzbarren. Der Anleger hat die Qual der Wahl. Er kann unter folgenden Silbermünzen wählen:
Wie viel investieren?
Als Industrie-Edelmetall ist der Silberpreis in starkem Maße abhängig von der Konjunkturentwicklung. Daraus resultiert eine höhere Preis-Volatilität (Schwankungsintensität) als zum Beispiel beim Gold. Der Schwerpunkt des Edelmetall-Investments sollte daher auf Gold liegen, nicht zuletzt schon aus logistischen Gründen. Denn wer 50.000 Euro in Silbermünzen anlegen möchte, braucht einen großen Tresor.
Perspektiven
Silber wird verbraucht, Gold wird gehortet. Das heißt, die Silberreserven dürften deutlich früher zur Neige gehen als das Gold, zumal der industrielle Bedarf an Silber groß ist.