Gold allein macht nicht glücklich. Zu dieser Erkenntnis gelangte in der griechischen Mythologie der sagenhafte König Midas auf recht unangenehme Weise. Schon damals pflegten nämlich Dummheit und Gier eine enge Symbiose, jedenfalls erlag Midas der Illusion, man müsse nur einen weisen Mann gefangen nehmen und könne fortan von dessen Intelligenz profitieren und unendlich reich werden. Angeblich überlistete Midas den hochgebildeten Silenos, der sich als Lehrer des Weingottes Dionysos einen Namen gemacht hatte. Doch allein die Tatsache, dass der weise Silenos in seinem Kerker schmachtete, machte den König nicht intelligenter. Ganz im Gegenteil, er einigte sich mit Dionysos auf einen Deal, wie man es heute nennen würde: Der Gott des Weines und der Ekstase sollte dafür sorgen, dass alles, was Midas künftig anfasse, zu Gold werde. Dann sei Silenos ein freier Mann. Der listige Dionysos stimmte zu, und Midas glaubte wohl, das Geschäft seines Lebens gemacht zu haben.
Tatsächlich verwandelte sich alles, was Midasberührte, sofort in pures Gold. Leider aber auch das Wasser, der Wein, das Brot und das Fleisch. So drohte der König schon nach ein paar Tagen zu verhungern und zu verdursten. Inständig bat er deshalb Dionysos, ihn von der goldenen Gabe wieder zu befreien. Der Weingott zeigte sich großzügig und empfahl dem gierigen Herrscher, im Fluss Paktolos zu baden, so könne er sich von dem vermeintlichen Segen, der tatsächlich jedoch ein Fluch war, wieder befreien. Midas folgte diesem Rat, hatte fortan zwar kein »goldenes Händchen« mehr, durfte aber noch ein paar Jahre leben.
Über Anekdoten und Mythen rund um das glänzende Edelmetall ließen sich mühelos ganze Bücher schreiben. Denn Gold faszinierte die Menschen schon vor Tausenden von Jahren. Seine charakteristische Farbe, die Seltenheit und die Schwere dieses Edelmetalls machten es höchst begehrenswert. Kein Wunder, dass Gold seit Jahrtausenden für rituelle Gegenstände und Schmuck sowie später auch in Form von Goldmünzen als Zahlungsmittel verwendet wurde. Und bis heute werden die weltweit besten Spitzensportler bei den Olympischen Spielen mit Goldmedaillen geehrt.
Für die meisten Anleger ist Gold die letzte Notreserve. Das ist sinnvoll, denn bekanntlich kann niemand dem Schicksal in die Karten schauen. Hohe Schadenersatzansprüche aufgrund einer kleinen Unachtsamkeit, ausbeuterische Ansprüche von Ex-Partnern, die Insolvenz eines Kleinunternehmers oder Freiberuflers – das alles kann in sehr kurzer Zeit die Existenz eines Menschen vernichten. Gut beraten, wer dann über eine goldene Reserve verfügt, von der niemand etwas ahnt.
In der gesamten Menschheitsgeschichte wurden Schätzungen zufolge rund 20.000 Tonnen Gold geschürft. Der weltweite Bestand entsprach Ende 2021 einem Würfel mit rund 22 Metern Kantenlänge oder fast 10.650 Kubikmeter reinem Gold. Der größte Anteil (circa 46 Prozent) wurde zu Schmuck verarbeitet, etwa 17 Prozent gehören Zentralbanken und anderen Währungsinstitutionen (sie werden wissen, warum) sowie privaten Investoren (22 Prozent). Der Rest wurde in Kunstgegenständen verarbeitet.
Gold ist dank seiner einzigartigen Eigenschaften längst zu einem Hightech-Rohstoff avanciert, der in unterschiedlichen Bereichen zur Anwendung kommt: Elektrotechnik, Kommunikation, Autoindustrie, Wärmetechnik, Nanotechnik, Mikroelektronik, Pharmaindustrie oder Optik. Der industrielle Bedarf an Gold ist im Jahr 2021 auf rund 8,2% der Gesamtnachfrage gestiegen. Überdies besteht Nachfrage in der Zahnmedizin für Goldfüllungen und -zähne.
Die größten Goldvorkommen gibt es in Australien, Südafrika, Russland, Süd- und Nordamerika sowie Kanada. Generell ist zur Goldgewinnung ein hoher technischer Aufwand erforderlich. Räumgeräte bauen das goldhaltige Gestein ab. Das Gold wird dann in großen Aufbereitungsanlagen in einem technisch-chemischen Verfahren gewonnen. welche Bereiche eines Erzkörpers als rentabel (wirtschaftlich) angesehen werden. In Zeiten höherer Preise wird der Abbau von minderwertigem Erz rentabel, da der höhere Preis die höheren Kosten für die Gewinnung und das Mahlen größerer Mengen ausgleicht. In Zeiten niedrigerer Preise oder steigender Kosten kann sich nur der Abbau und die Verarbeitung höherwertiger Erze als rentabel erweisen. Ob ein Abbau wirtschaftlich interessant ist, hängt von einigen Faktoren ab, wie dem Mindestgoldgehalt des Gesteins, dem Goldpreis oder den Betriebskosten der Minen.
Gold ist mithin rar und nicht beliebig vermehrbar. Diese Eigenschaften machen es zu einem bewährten Schutz vor Inflation. Banknoten kann man unbegrenzt drucken. Goldbarren hingegen lassen sich nur gießen oder pressen, wenn der Rohstoff wirklich verfügbar ist.
Anleger investieren in erster Linie in Feingold – das heißt 999,9/1000 Gold oder 24 Karat. Bei der Schmuckherstellung kommen jedoch Legierungen zum Einsatz, das heißt, mehrere unterschiedliche Metalle werden miteinander verschmolzen, um zum einen die Härte des Edelmetalls zu erhöhen und zum anderen, um einen günstigeren Preis zu erzielen. Folgende Legierungen sind in Deutschland üblich:
Außerdem werden Edelmetalle legiert, um eine bestimmte Farbe zu erhalten. Hierzu werden farbgebende Zusatzmetalle wie Kupfer, Silber, Palladium oder Zink zugegeben. Die gängigsten Farblegierungen sind:
Anleger können ihr Goldinvestment durchaus mit überschaubaren Summen starten. So sind bereits kleine Barren mit einem Gewicht von einem oder zwei Gramm erhältlich. Diese freilich eignen sich eher als kleine Geschenke denn als Kapitalanlage. Zu bedenken ist nämlich, dass kleinere Barren in Relation zu größeren eine höhere Spanne zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis haben. Wenn ein Anleger viele kleinere Barren kauft, zahlt er unter dem Strich mehr als beim Erwerb eines großen Barrens.
Als Investor sollten Sie – neben Münzen – auf 50-, 100-, 250- und 500-Gramm-Barren setzen. Stehen größere Summen zur Investition bereit, können auch 1.000-Gramm-Barren in Betracht kommen. Grundsätzlich ist es empfehlenswert, das Goldinvestment zu stückeln, also statt einem 1.000-Gramm-Barren lieber zwei 250-Gramm-Barren, drei 100-Gramm-Barren und vier 50-Gramm-Barren zu erstehen. Der Grund liegt auf der Hand: Sollte man einmal Kapitalbedarf haben und sich von einem Teil seines Goldbestandes trennen wollen, kann man in etwa jene Menge Gold verkaufen, die man zur Deckung seiner Liquiditätslücke braucht.
Für alle, die absolut auf Nummer sicher gehen möchten, empfiehlt sich der Kauf von »Kinebarren«. Dabei handelt es sich um Barren mit Sicherheitsmerkmalen auf der Rückseite (Kinegramm). Kinebarren werden von dem Schweizer Unternehmen Argor Heraeus SA auf den Markt gebracht und zusammen mit einem Echtheitszertifikat eingeschweißt. Solche Barren sind vor allem als Geschenk sehr gut geeignet.
Gold ist Gold – und deshalb spielt das Aussehen eines Barrens natürlich keine Rolle (anders als bei Sammlermünzen, bei denen es auf den Erhaltungszustand ankommt). Trotzdem erfreuen sich gegossene Barren, die etwa »old-fashioned« anmuten, bei manchen Investoren und Sammlern besonderer Wertschätzung. Sie sind oft bereit, hierfür einen kleinen Aufpreis zu zahlen. Kleinere und mittelgroße Barren unter 250 Gramm werden in der Regel gestanzt. Doch keine Regel ohne Ausnahme, es gibt auch kleinere gegossene Barren, etwa quadratische 50-Gramm-Barren. Diese sind relativ selten.
Wer an Goldmünzen denkt, dem kommt zunächst der Krügerrand in den Sinn. Das kann kaum überraschen, schließlich handelt es sich um die älteste Anlagemünze aus dem gelben Edelmetall. Doch das Angebot ist viel breiter: der kanadische Maple Leaf, die österreichische Philharmoniker-Münze, die australische Känguru-Münze (Nugget), der American Buffalo und American Eagle, nicht zu vergessen die Britannia-Goldmünze aus Großbritannien und der chinesische Panda. Die gute Nachricht vorab: Alle genannten Münzen sind von der Mehrwertsteuer befreit. Es handelt sich um sogenannte Bullions oder Anlagemünzen. In steuerlicher Hinsicht ist es also egal, ob man Maple Leaf, Krügerrand oder eine australische Känguru-Münze kauft. Letztlich hängt die Entscheidung von den Wünschen und Vorlieben des Anlegers ab.
Grundsätzlich lassen sich fünf Gruppen von Goldmünzen-Käufern unterscheiden, wobei die reinen Sammler in der nachfolgenden Betrachtung keine Rolle spielen, da für deren Kaufentscheidung wieder ganz andere Spielregeln gelten.
Physisch investieren
Wer als Anleger auf ein diskretes Investment Wert legt, sollte ausschließlich auf Münzen und Barren setzen.
Auf die Stückelung achten
Für mittlere Investmentsummen sind ½- und 1-Unzen-Münzen sowie 50-, 100- und 250-Gramm-Barren geeignet. Gegossene Barren erzielen oft kleinere Liebhaberaufschläge beim Verkauf.
Wo kaufen?
Goldbarren und -münzen kann man natürlich bei der Hausbank kaufen. Diskreter sind anonyme Tafelgeschäfte bei seriösen Händlern. Bis zu einem Betrag von 14.999 Euro muss sich der Käufer nicht legitimieren und kann bar zahlen. Achtung: Im Zuge der immer lückenloseren staatlichen Überwachung der Bürger könnten Tafelgeschäfte schon bald verboten werden.
Perspektive
Physisches Gold ist nicht in erster Linie ein Spekulationsobjekt, sondern ein alternativer Wertspeicher. Im Gegensatz zum Papiergeld ist es inflationsgeschützt. Die verfügbare Goldmenge wächst nur sehr langsam durch die weitere Förderung im Bergbau (etwa 1,5 Prozent pro Jahr).