Wenn es um’s Bier ging, schien man im 17. Jahrhundert wenig von Trinkgeldern gehalten zu haben. Als nämlich damals im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel der Preis für das schäumende Gerstengebräu auf viereinhalb Pfennige angehoben wurde, obwohl es keine halben Pfennigstücke gab, rundeten die Zecher nicht etwa generös auf und gaben dem Wirt fünf Pfennige. Vielmehr wurden flugs »Biermünzen« geprägt. Ihr numerischer Wert: exakt 4,5 Pfennige. Was im Übrigen nicht nur von einem hohen Maß an Pragmatismus zeugt, sondern gleichermaßen von einem disziplinierten Umgang mit dem alkoholhaltigen Getränk. Denn hätten die durstigen Männer von dazumal gleich zwei Bierchen gezischt, wäre es kein Problem gewesen, die Rechnung in Höhe von 9 Pfennigen mit den vorhandenen Münzen zu begleichen. Erst nach dem dritten Bier wäre es wieder komplizierter geworden...
Die »Biermünze« ist freilich nicht die einzige Kuriosität im Münzkabinett des Landesmuseums Hannover. Die königliche Münzsammlung, die früher einer deutschen Großbank gehörte und schließlich an das Land Niedersachsen verkauft wurde, erzählt so manche Skurrilitäten aus dem einstigen Reich der Welfen. Da wäre zum Beispiel der Propagandatrick von König Georg II. Nachdem britische und hannoversche Truppen in der Schlacht bei Dettingen die französische Armee besiegt hatten, ließ seine Majestät silberne Gedenkmedaillen prägen, auf denen er als furchtloser Anführer seiner Truppen dargestellt wurde. Tatsächlich aber war der König gleich zu Beginn der Schlacht vom Pferd gefallen. Bis Reiter und Tier wieder zusammengefunden hatten, waren die Kämpfe vorüber.
Schließlich lernen die Besucher des Münzkabinetts auch eine archaische Form der Inflation kennen: Weil im 19. Jahrhundert in Australien Münzen fehlten, ließ der Gouverneur aus 40.000 Geldstücken Scheiben ausstanzen und auf diese Weise die Zahl der Münzen verdoppeln. Heute gehört der gelöcherte »Holey Dollar« zu den absoluten Raritäten.
Numismatiker lieben nicht zuletzt diese Anekdoten, doch die meisten von ihnen spekulieren natürlich auch auf eine Wertsteigerung ihrer Sammlung. Wir wollen uns in diesem Kapitel ganz auf die Sammlermünzen konzentrieren. Diese gilt es zunächst abzugrenzen gegenüber Anlagemünzen und Medaillen. Mit den Anlagemünzen, den so genannten Bullion Coins, beschäftigen wir uns in den Kapiteln über die Edelmetalle Gold, Silber, Platin und Palladium. Diese müssen unter anderem in ihren Herkunftsländern gesetzliche Zahlungsmittel sein oder zumindest gewesen sein. Klassische Anlagemünzen sind zum Beispiel der Wiener Philharmoniker, der kanadische Maple Leaf, der Krügerrand und der amerikanische Eagle. Goldene Anlagemünzen sind – wie an anderer Stelle schon erwähnt – von der Mehrwertsteuer befreit, für silberne Anlagemünzen gilt ein Steuersatz von 19 Prozent.
Aber auch für bestimmte goldene Sammlermünzen muss der Käufer keine Mehrwertsteuer berappen, sofern folgende Voraussetzungen gegeben sind. Die Münze muss
Trifft eines der genannten Kriterien nicht zu, ist der Erwerb mehrwertsteuerpflichtig.
Sammler, die sich ein Objekt der Begierde für ihre Kollektion sichern möchten, werden sich von der Mehrwertsteuer vermutlich nicht abschrecken lassen. Renditeorientierte Anleger hingegen dürften in erster Linie steuerfreie Münzen erwerben. Allerdings repräsentieren Anlegermünzen immer nur ihren Materialwert. Steigt der Gold- oder Silberpreis, werden auch die Münzen wertvoller. Fällt er, hat der Anleger das Nachsehen. Nur in Ausnahmefällen zahlt der Markt einen Sammleraufschlag, so zum Beispiel für Krügerrandmünzen aus den Jahrgängen 1967 bis 1969, die vergleichsweise selten sind.
Doch nicht immer lassen sich Anlage- von Sammlermünzen klar trennen. Mitunter erweisen sich die Grenzen als fließend. Ein prominentes Beispiel hierfür ist das 100-Franken-Vreneli aus der Schweiz. Von dieser Goldmünze wurden im Jahr 1925 lediglich 5.000 Stück geprägt. Nur noch ein Teil davon dürfte heute im Umlauf sein, weshalb diese Münze als eine der seltensten und begehrtesten der Schweiz gilt. Vor Jahren musste man für das 100-Franken-Vreneli noch um 5.000 Euro zahlen, aktuell liegen die Preise für eine solche Münze in sehr gutem Erhaltungszustand bei etwa 10.000 Euro. Wer rechtzeitig zugriff, darf sich heute über einen Gewinn von fast 100Prozent freuen – und das zudem noch steuerfrei, da die Spekulationsfrist von einem Jahr in diesen Fällen abgelaufen ist.
Oft verwechselt werden darüber hinaus Münzen und Medaillen. Münzen besitzen immer einen Nennwert und tragen den Namen oder sonstige Symbole des ausgebenden Landes. Medaillen hingegen wird niemals ein Nennwert aufgeprägt. Im Grunde kann jeder ganz individuelle Medaillen herausgeben – Privatpersonen, Banken, Unternehmen, Verbände, ja sogar Karnevalsgesellschaften. Vorsicht: Medaillen werden häufig aggressiv beworben. Man spricht von limitierten Auflagen und suggeriert eine überdurchschnittliche Wertsteigerung. Manche Angebote sind zudem extrem überteuert. Auch im Münzhandel gibt es eben »schwarze Schafe«. Wer in Medaillen investiert, sollte von vornherein einkalkulieren, dass er beim späteren Verkauf nur den jeweiligen Ankaufswert des Metalls erhält. Mit Sammleraufschlägen darf man nur in Ausnahmefällen rechnen.
Zum kleinen Einmaleins des Münzensammelns gehört, sich nicht zu verzetteln, sondern sich schon von Beginn an auf ein bestimmtes, festumrissenes Sammelgebiet zu konzentrieren. Viele Sammler fokussieren sich auf Münzen aus bestimmten Ländern, was dann allerdings zusätzlich eine epochale Beschränkung erforderlich macht. Kaum ein Sammler kann zum Beispiel alle deutschen Münzen besitzen. Daher wird er sich zum Beispiel auf die Kaiserreichsmünzen von 1871 bis zum Ende der Kaiserzeit nach dem Ersten Weltkrieg beschränken. Oder aber er zieht die während der Weimarer Republik geprägten Münzen vor.
Sammler, die noch weiter in die europäische Geschichte zurückgehen wollen, setzen etwa auf die Gepräge der Neuzeit (ca. 1500 bis zur Französischen Revolution), auf Münzen aus dem Mittelalter oder gar auf byzantinische, römische oder griechische Prägungen. Für andere Sammler kommen nur Münzen aus bestimmten Materialien infrage, zum Beispiel ausschließlich Kupfer-, Silber- oder Goldmünzen. Tatsächlich gibt es sogar Münzen aus Porzellan. Beliebt ist ferner das gezielte Motivsammeln. Das heißt, der Sammler ersteht nur Münzen mit bestimmten Motiven, wie etwa Monarchen, Künstler, Sehenswürdigkeiten, Politiker oder Wappen. Andere wiederum kaufen in erster Linie Münzen in fremden oder außer Kraft gesetzten Währungen, wozu mittlerweile bekanntlich auch die D-Mark gehört.
Ob eine Münze am Ende wirklich den erhofften Gewinn einbringt, hängt nicht nur von ihrer Seltenheit und dem Stellenwert ab, die ihr die Sammler zubilligen, sondern zudem in besonderem Maße von ihrem Erhaltungsgrad. Dabei gelten folgende Einteilungen:
Der Erhaltungsgrad einer Münze muss naturgemäß immer im Zusammenhang mit dem jeweiligen Alter beurteilt werden. Eine relativ junge Münze, die es nur auf ein »sehr schön« oder gar nur »schön« bringt, sollten Sammler und Anleger meiden. Antike Münzen hingegen, die schon tausend Jahre und älter sein können, sind mit einem Erhaltungsgrad »schön« durchaus noch interessant.
Schwerpunkt setzen
Das Sammelgebiet sollte – je nach Neigung – rechtzeitig festgelegt werden. Wer Münzen ausschließlich unter Anlageaspekten ersteht, für den spielt es hingegen keine Rolle, ob er nun in Krügerrand oder Wiener Philharmoniker investiert – Gold ist Gold. Bei Sammlermünzen gelten aber ganz andere Gesetze. Jeder Sammler strebt nach Vollständigkeit seiner Sammlung. Gerade bei Münzen ist dieses Ziel jedoch nur schwer zu erreichen.
Qualität kaufen
Keine falschen Kompromisse. Schlecht erhaltene oder gar beschädigte Münzen bereiten weder Sammlern noch Kapitalanlegern Freude.
Preise vergleichen
Oft lohnt es sich, gezielte Preisrecherchen bei angesehenen Händlern anzustellen. »Schnäppchen« sind mitunter möglich.
Wo kaufen?
Kaufen Sie nur im Fachhandel und in renommierten Auktionshäusern. In Deutschland handeln mittlerweile viele Anbieter wie Philoro oder pro aurum mit Sammlermünzen. Zu den renommierten Auktionshäusern gehören unter anderem Künker (www.kuenker.de) in Osnabrück und Felzmann in Düsseldorf. Vorsicht vor Versandanbietern, die besonders aggressiv werben, meist sind deren Preise viel zu hoch. Händler, die dem Berufsverband des Deutschen Münzenfachhandels angehören, haben hingegen einen guten Ruf (www.muenzen-verband.de).