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Youngtimer - der Charme der jungen ­Alten

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An das Jahr 1992  dürften sich viele noch recht gut erinnern: In den USA löste der Demokrat Bill Clinton den Republikaner George Bush als Präsident ab,  Boris Becker und Michael Stich  gewannen bei Olympia in Barcelona Gold im Doppel und  Steven Spielbergs Film "Jurassic Park" feierte Premiere. Scheinbar gar nicht allzu lange her. Doch die Autos, die seinerzeit produziert wurden, wechseln nun allmählich in den Oldtimer-Status. Sie führen dann das begehrte »H«-Kennzeichen (für »historisch«), während ihre Eigentümer auf steigende Preise hoffen dürfen. Denn wenn ein Youngtimer zum Oldtimer wird, legt meist der Wert der nostalgischen Fahrzeuge zu. Vorausgesetzt, es handelt sich um ein gesuchtes Modell einer imageträchtigen Marke. So eignen sich Youngtimer zum einen als Spekulationsobjekte, zum anderen aber auch für den vergleichsweise preiswerten Einstieg in die Welt betagter Automobile. 

Während der Deutsche Oldtimer-Index – eine Art Dax für Oldies –  seit 1999 um knapp 200  Prozent zulegte und heute für die begehrten Daimler-Benz-Baureihen W114 und W115 (Mercedes »Strich acht«) in sehr gutem Erhaltungszustand mindestens  15.000 Euro gezahlt werden müssen, sind aussichtsreiche Youngtimer zum Teil für deutlich unter 5.000 Euro zu haben. Auf der Internet-Plattformen werden der VW Jetta II Typ 19 und der Opel Ascona C als Einsteigermodelle angeboten.

Preise stetig gestiegen

Doch lohnen sich Youngtimer wirklich als Kapitalanlage? Lassen sich mit den einstigen Spießerautos bald Spitzenrenditen erzielen? Der Wiener Oldtimer- und Youngtimerexperte Rainer M. Bertl sieht durchaus Chancen, wenn der Käufer sehr selektiv vorgeht: »Die Preise für Youngtimer entwickelten sich in den vergangenen Jahren eher langsam nach oben. Dennoch lassen sich mit begehrten Modellen heute Preise erzielen, die über den in den Fachmagazinen veröffentlichten Richtwerten liegen.« Über das Wertsteigerungspotenzial von Youngtimern entscheiden nach Ansicht Bertls das Markenimage, die Seltenheit und die technischen Besonderheiten. Außerdem sollte das Auto in sehr gutem Erhaltungszustand sein. 

Reparaturbedarf nicht unterschätzen

Zur Vorsicht rät Bertl bei Youngtimern zu Schnäppchenpreisen. Diese Fahrzeuge seien oft in schlechtem Zustand. Die dann erforderlichen Reparaturen überstiegen meist die Anschaffungskosten um ein Mehrfaches. »Solche preiswerten Youngtimer sollten allenfalls dann in Betracht kommen, wenn der Käufer über ausreichenden Sachverstand und Zeit verfügt, um das Fahrzeug selbst reparieren und restaurieren zu können.« Gefragte Youngtimer-Marken seien in Deutschland praktisch alle Mercedes-Modelle, inklusive der Baureihe W124, BMW-Fahrzeuge mit großvolumigen Motoren, der Audi quattro, der Golf GTI, aber durchaus auch eher exotische Autos wie Jaguar und manche Modelle aus Japan, wie etwa Wankel-Fahrzeuge oder der Datsun ZX. 

Der Klassiker: Mercedes W124

Für einen Mercedes W124 in gutem Zustand muss man heute mit Preisen ab  10.000 Euro rechnen, für einen 7er-BMW aus den 1980-Jahren ab etwa   20.000 Euro. Steigende Preise verzeichnet ferner seit einigen Monaten ein alter Schwede: Der Saab 9000 scheint bei vielen Youngtimer-Liebhabern hoch im Kurs zu stehen. Der Preis für dieses Fahrzeug liegt derzeit zwischen  5.000 und 10.000 Euro. Je nach Erhaltungszustand können die tatsächlichen Preise jedoch deutlich von diesen Erfahrungswerten abweichen.

Noch Youngtimer oder schon Oldtimer?

Wer etwas mehr investieren möchte, kann   ab etwa 7.500 Euro in den exklusiven Kreis der Porsche-Eigentümer aufsteigen. Dafür bekommt man das zwischen 1976 und 1988 produzierte Modell 924. Damals wurde dieser Sportwagen noch verspottet, weil unter der Kühlerhaube ein Audi-Motor brummte und es sich daher nach Meinung mancher Nörgler um keinen »echten Porsche« handelte. Heute hingegen birgt der 924 Kultpotenzial. 

Interessant sind Fahrzeuge an der Schwelle vom Youngtimer zum Oldtimer. Das sind Autos, die noch vor wenigen Jahren zum Alltag auf deutschen Straßen gehörten – zum Beispiel der  Golf II. Die Preise für diese Modelle dürften nach Ansicht von Experten in den nächsten Jahren zulegen. 

Eine verbindliche Definition des Begriffs »Youngtimer« gibt es übrigens nicht. Sehr seltene und entsprechend begehrte Fahrzeuge können schon sehr früh zum begehrten Youngtimer aufsteigen. Ein Beispiel hierfür ist der auf 8.000 Einheiten limitierte BMW Z1, der nach der Produktionseinstellung im Jahr 1991 unter Liebhabern zum Kultauto avancierte. Für sehr gut erhaltene Exemplare werden bis zu 80.000 Euro verlangt. 

Investmentkompass

Steuern und Versicherung
Wird der Youngtimer zum Oldtimer (älter als 30 Jahre), müssen pro Jahr pauschal knapp 192 Euro Steuern gezahlt werden. Bei jüngeren Fahrzeugen hängt dies von der Schadstoffklasse und vom Hubraum ab. Die Steuer kann dann schon mal doppelt oder dreimal so hoch ausfallen. Die Versicherungstarife für Youngtimer schwanken erheblich. Wer genau vergleicht, kann viel Geld sparen.

Reparaturen
Je älter das Fahrzeug ist, desto schwieriger wird die Ersatzteilbeschaffung. Bei Youngtimern aus deutscher oder englischer Produktion stellt dies meist kein Problem dar. Schwieriger wird es bei italienischen und zum Teil auch bei französischen Fahrzeugen.

Informationen
Es gibt zahlreiche empfehlenswerte Internetseiten, so zum Beispiel www.youngtimer-portal.de oder www.autoatlas.dk (Dänemark); quartalsweise erscheint das Magazin Motor Klassik Youngtimer.

Wo kaufen?
Autobörsen im Internet mit Youngtimer-Angeboten: www.mobile.de, www.ebaymotors.de und www.autoscout24.de, spezialisierte Händler oder Auktionshäuser.

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