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Whisky - in Schottlands Gold investieren

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An alles hatten die Betrüger gedacht, um ihren arglosen Opfern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Letztlich scheiterten sie an einem Fehler, den sie mit einer einfachen Recherche in einer Internet-Suchmaschine hätten vermeiden können. So aber köderten sie potenzielle Kunden mit einem vermeintlich alten Single-Malt-Whisky, angeblich aus einer der renommiertesten Destillerien Schottlands. Ein paar Hundert Euro sollte die Flasche kosten. Ohne Frage ein stolzer Preis, aber für eine solche Rarität sicher nicht übertrieben teuer. Da scheint in den nächsten Jahren mit etwas Glück ein ansehnlicher Wertzuwachs durchaus realistisch, dachte sich mancher Whisky-Freund und befasste sich etwas näher mit der scheinbar interessanten Offerte. Ein kurzer Blick in eines der Fachbücher oder auf eine der einschlägigen Seiten im Internet entlarvte den Anbieter jedoch als unseriösen Zeitgenossen, der seinen Kunden einen relativ einfachen Brand als alten Single-Malt-Whisky verkaufen wollte: Er hatte auf dem Etikett als Altersangabe ein Jahr genannt, in dem die Destillerie noch gar nicht existierte. Peinlich für den dreisten Fälscher, Glück für viele Whisky-Freunde, die ansonsten möglicherweise viel Geld für qualitativ minderwertige Ware ausgegeben hätten. 

Viel Geld für rare Top-Destillate

Die Aktivitäten der Whisky-Fälscher machen zweierlei deutlich: Erstens wird Single Malt nicht länger als ein etwas schräges Investment angesehen, das Sammlern vor allem als Alibi dient. Und zweitens sind immer mehr Kunden bereit, viel Geld für ein rares Top-Destillat auszugeben. Ein paar Hundert Euro pro Flasche muss der Kunde und Anleger schon rechnen, wenn er einen gesuchten Whisky von einer der ersten Adressen kaufen möchte. Anspruchsvolle Sammler und Genießer bewegen sich sogar schnell im vierstelligen Bereich. 

Whisky-Auktionen gibt es seit den 1980er-Jahren

Whisky als Asset-Klasse erscheint manchem noch immer reichlich exotisch. Wenn es schon »liquide Anlageformen« sein sollen, dann gelten nach wie vor rare Weine, vor allem aus dem Bordeaux, als erste Wahl. Dabei gibt es Whisky-Auktionen in größerem Umfang schon seit den 1980er-Jahren. Damals kamen im renommierten Auktionshaus Christie’s die ersten nach dem Zweiten Weltkrieg angelegten Whisky-Sammlungen unter den Hammer. Verwundert rieben sich da viele Freunde dieses Edelbrandes die Augen: Der Wert mancher Single Malts war in rund 30 Jahren um das Fünf- bis Zehnfache gestiegen.

Außergewöhnliche Erlöse

Im Jahr 2002 wurde eine Flasche (!) eines damals 62 Jahre alten Whiskys der renommierten Destillerie Dalmore für sage und schreibe 31.500 Euro versteigert. Eine 2019 über Onlineportal von Sotheby’s vollzogene Spenden-Auktion des The Dalmore L’Anima, eines einmaligen Single Malt Whisky, brachte einen Erlös von 126.000 Euro ein. Die aktuelle Top 10 der teuersten Whiskys der Welt enthält allein sieben Verkaufserlöse von rund 300.000 Euro bis 1,6 Millionen Euro die zwischen 2018 und 2020 erzielt wurden. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich die Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten auch in dieser Anlageklasse zeigt. Ein glückliches Händchen bewies auch der Importeur ­Norbert Shelley, der in den 1990er-Jahren 76 Flaschen Macallan – von 30-jährigen bis zu Abfüllungen von 1856 – kaufte. Leider ist nicht bekannt, welchen Preis er für diese flüssigen Preziosen zahlte. Tatsache ist aber, dass der Wert dieser Sammlung innerhalb von drei Jahren auf rund 300.000 Euro stieg. Man darf getrost davon ausgehen, dass Norman Shelley kein schlechtes Geschäft machte.

Beispiele mit niedrigen Einstiegskursen

Aber es geht auch eine Nummer kleiner. Whisky-Experte Thomas B. Ide berichtet von Bränden, die vor zehn Jahren rund 180 Euro pro Flasche kosteten, mittlerweile aber so stark gefragt sind, dass sie locker bis 1.000 Euro bringen können. Eine ansehnliche Rendite – noch dazu garantiert quellensteuerfrei. 

Das klingt gut, doch sollte man bei Whisky-Investments vorsichtig sein. Selbst erfahrene Spirituosen-Experten trauen sich bisweilen an dieses Thema nicht heran. Und so mancher, der sich vom bernsteinfarbenen Getreidebrand aus Schottland einen kräftigen Schluck aus der Renditepulle genehmigte, erwachte mit einem finanziellen Kater. 

Nur Single Malts bergen Potenzial

Grundsätzlich stehen die Zeichen gut, dass die Preise für die flüssigen Preziosen in den nächsten Jahren weiter steigen werden. Der Grund: Rund um die Welt entdecken immer mehr renditeorientierte Genießer den besonderen Reiz einer Whisky-Sammlung. »Unter Investment-Gesichtspunkten sollte man ausschließlich in Single-Malt-Whiskys investieren. Hände weg von Blended Whiskys«, rät Thomas B. Ide, der vor vielen Jahren sein Hobby zum Beruf machte und in Rheinfelden die »Whisky-Chamber« aus der Taufe hob. 

In Schottland unterscheidet man vier Whisky-Regionen, als da wären: Highlands, Speyside, Island und die Lowlands. Differenzierter betrachtet, gilt es folgende Regionen und Unterregionen zu unterscheiden:

  • Northern Highlands
  • Western Highlands
  • Central Highlands
  • Eastern Highlands
  • Speyside
  • Islands
  • Islay
  • Campbeltown
  • Lowlands

Single Malts aus dem Süden überzeugen oft durch einen intensiven Geschmack. Aus dem Norden hingegen kommen die etwas milderen Varianten. 

Malt-Whiskys mit außerordentlicher Geschmacksvielfalt 

Freunde des Malt-Whiskys schätzen vor allem die außerordentliche Geschmacksvielfalt dieser Nobelbrände. Eigentlich erstaunlich, wird doch jeder Single Malt – wie erwähnt – aus reinem Gerstenmalz gebrannt. Danach reift er mindestens drei Jahre in Fässern, in der Regel freilich wesentlich länger. Der Geschmack und die Aromen von Single Malts werden vor allem von vier Kriterien bestimmt. So entscheidet zum Beispiel die Brennerei, ob das Malz nach dem Keimen mit neutraler Heißluft oder Torfrauch »gedarrt« wird. Bei der Verwendung von Torfrauch erhält der »Malt« später einen mehr oder minder stark ausgeprägten torfigen Geschmack. Das lieben viele Whisky-Freunde, andere wiederum können sich damit überhaupt nicht anfreunden. Ferner spielt die Gärung eine wichtige Rolle. Aus dem gemahlenen Malz wird zunächst mit heißem Wasser der Zucker gelöst. Nach der Abkühlung setzt man Hefe zu – die Gärung kann beginnen. Allerdings gibt es erhebliche Unterschieden zwischen den Hefestämmen. Manche verleihen dem späteren Whisky eine frische, fruchtige Komponente. Die Whiskyfreunde werden an Äpfel, Birnen oder Zitrusfrüchte erinnert. Andere Hefestämme sorgen für frische Blumen- oder Grasaromen. Wieder andere erzeugen komplexe, würzige Aromen.

Auswahl der Fässer

Drittens entscheidet die Bestimmung der Fässer über den späteren Charakter. Junge Fässer sind dabei nicht geeignet; ihr Geschmack wäre zu intensiv. Daher reift das »Gold Schottlands«, wie der Single Malt häufig genannt wird, in gebrauchten Eichenfässern heran. Kenner schätzen spanische Sherryfässer, die allerdings recht teuer sind. Daher verwenden einige schottische Destillerien mittlerweile Fässer, die zuvor Kentucky-Bourbon oder Tennessee-Whiskey enthielten (US-amerikanischer und irischer Whiskey wird übrigens mit »e«, schottischer und kanadischer Whisky ohne »e« geschrieben). 

Geschmack und Aromen von der Lagerung abhängig

Schließlich entscheidet die Lagerung über den späteren Geschmack und die Aromen des Whiskys. Dabei gilt, wie im Übrigen fast für alle Edel-Spirituosen: Je länger, desto besser. Im Laufe der Jahre reifen die zunächst noch frischen Aromen. Zugleich übernimmt der Whisky mehr und mehr Substanz aus der Fasswand. Neben Rauchigkeit, Gärung, Wahl der Fässer und der Lagerung bestimmen natürlich auch die Qualität der Destillation und die Art der eingesetzten Brennblasen über den Charakter des späteren Produkts. 

Nur in Originalabfüllungen investieren

Sammler und Investoren sollten ferner ausschließlich in Originalabfüllungen investieren, also in Whiskys, die unmittelbar vom Hersteller auf Flasche gefüllt werden. Die Brände unabhängiger Abfüller mögen in manchen Fällen sogar qualitativ besser sein, ihr Renditepotenzial ist in der Regel aber beschränkt. Ähnlich wie beim Wein, zählen beim Whisky die prestigeträchtigen Namen. 

Exklusivität durch geschlossene Destillerien

Besonders interessant erscheinen Brände aus dauerhaft geschlossenen Destillerien, die ihre Brennlizenzen zurückgegeben haben und somit niemals wieder brennen werden. Die Whiskys aus diesen »Lost Distilleries«, wie sie im Fachjargon heißen, sind äußerst rar. Nachschub ist nicht mehr zu erwarten, da die Brennerei nicht mehr existiert. Trifft dieses beschränkte Angebot auf eine steigende Nachfrage, können die Preise explodieren. Einige der ersten Adressen haben wir in nachfolgender Tabelle aufgelistet. 

»Lost Distilleries«, die ein Investment lohnen

  • Brora (schon relativ teuer)
  • Banff
  • Coleburn
  • Convalmore
  • Glenury Royal (schon relativ teuer)
  • Imperia (tendenziell unterbewertet, wenig Originalabfüllungen)
  • Kinkleith (bereits sehr teuer)
  • Ladyburn (teuer, aber noch bezahlbar)
  • Pittyvaich (noch unterbewertet)
  • Port Ellen (schon überteuert)
  • Rosebank (eher unterbewertet)

Ardbeg und Bowmore begehrt

Manche Destillerien werden allerdings nur vorübergehend dichtgemacht und behalten ihre Brennlizenz. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Destillerie Ardbeg auf der Insel Islay. Diese traditionsreiche Brennerei wurde vorübergehend geschlossen. Ende der 1990er-Jahre übernahm der französische Luxusgüter-Konzern Louis Vuitton Moët Hennessy (LVMH) das Unternehmen und eröffnete die Destillerie wieder. »Seither verzeichnen wir einen regelrechten Hype um Ardbeg-Whiskys«, sagt Thomas B. Ide. Zu den Highflyern gehört darüber hinaus die Brennerei Bowmore, die ihren Sitz ebenfalls auf der Isle of Islay hat. Im Jahr 1779 von David Simson gegründet, handelt es sich um die älteste Destillerie auf dieser schottischen Insel. Von Genießern und Investoren gleichermaßen geschätzt wird unter anderem der Bowmore Claret, der in Bordeaux-Weinfässern heranreift. 

Einstieg im dreistelligen Bereich möglich

Experte Ide empfiehlt Einsteigern jedoch, nicht unbedingt die sehr teuren Whiskys zu kaufen, die in den vergangenen Jahren durch hohen Marketing­aufwand gepusht worden seien. »Die Chance, dass sich der Preis für einen Whisky, der aktuell etwa 1.000 Euro pro Flasche kostet, in den kommenden Jahren verdoppelt, erscheint eher gering. Ein Whisky, der heute bei 200 oder 300 Euro pro Flasche liegt, kann in ein paar Jahren aber durchaus auf 1.000 Euro steigen«, meint der Experte. Der Grund ist einfach: Zwar sind Whisky-Genießer und -Investoren durchaus bereit, für gesuchte Qualitäten ein paar Hundert Euro auszugeben. Bei 1.000 Euro verläuft jedoch oft die Schmerzgrenze. Von wenigen Investoren abgesehen, möchte kaum ein Whisky-Freund vierstellige Preise zahlen. Muss er auch nicht, denn es gibt durchaus Malt-Whiskys zum Preis von 100 Euro oder sogar noch darunter, deren Wert in den nächsten Jahren deutlich steigen könnte. Dabei handelt es sich um Brände aus Destillerien, die derzeit nicht so stark im Fokus stehen.

Nachkriegsjahrgänge sind gefragt

Wer in Whisky investiert, sollte langfristig planen, denn meist dauert es viele Jahre, bis die Brände an Wert zulegen. Ähnlich wie beim Wein, gilt auch für Whisky: je älter, desto wertvoller. Von Ausnahmefällen abgesehen, stammen die ältesten derzeit noch verfügbaren Getreidebrände aus den 1930er-Jahren. Sehr begehrt bei Sammlern sind ferner Whiskys aus den Nachkriegsjahrgängen. »Für sehr alte Whiskys muss der Liebhaber schon Preise zwischen 1.000 und 2.000 Euro akzeptieren«, weiß Theresia Lüning, Chefin des Versandhauses »The Whisky Store« und ausgewiesene Expertin für harte Getränke. 

Mit kühlem Kopf entscheiden

Wie erwähnt, sollten unter Investment-Aspekten ausnahmslos schottische Single Malts und damit die höchste Qualitätsstufe infrage kommen. Blended Whiskys – selbst die teuersten – eignen sich nicht als Kapitalanlage. Wichtig ist darüber hinaus eine konsequente Investmentstrategie. Kein erfahrener Anleger käme auf die Idee, Aktien oder Aktienfonds nach dem Zufallsprinzip zu kaufen. Der erfolgreiche Anleger wird sich zunächst informieren, sich für bestimmte Branchen oder Regionen entscheiden und dann vielversprechende Titel aussuchen. Bevor der Whisky-Investor in größerem Umfang Geld in das hochprozentige »Lebenswasser« steckt, gilt es, eine ganz individuelle Anlagestrategie zu entwickeln. Vier Formen des Whisky-Investments stehen zur Wahl: 

  • Die »Erste-Adressen«-Strategie. In diesem Fall ersteht der Investor die besten Abfüllungen einer bestimmten renommierten Brennerei.
  • Die »Regional-Strategie«. Der Anleger kauft ausschließlich Whiskys aus einer ganz bestimmten Region (zum Beispiel Highland oder Insel Islay).
  • Die »Best-of-Strategie«. Der Anleger ersteht ausschließlich die Top-Abfüllungen aller renommierten Destillerien.
  • Die »Limited-Strategie«. Der Investor entscheidet sich ausschließlich für limitierte Abfüllungen renommierter Destillerien.

Bleibt die Frage, nach welchen Kriterien man die Brände auswählen soll. Für Anleger, die ihr Geld in edle Weine investieren, ist es ein ungeschriebenes Gesetz, nur Rebensäfte zu kaufen, die vom renommierten Weinkritiker Robert M. Parker möglichst viele Punkte bekommen. Der »Parker« des Whisky-Marktes heißt Michael Jackson. Der mittlerweile verstorbene Whisky-Experte bewertete die Brände ebenfalls mit Punkten, und sein Whisky-Standardwerk Malt Whisky gilt vielen Sammlern und Investoren nachgerade als »Bibel«. Die einzelnen Single Malts werden hier nach den Kriterien »Farbe«, »Duft«, »Körper«, »Geschmack« und »Abgang« beurteilt, dann folgt die entsprechende Punktzahl. 

Experte Thomas B. Ide warnt jedoch davor, das Urteil von Michael ­Jackson zum Maß aller Dinge zu machen: »Auch dem Investor sollte der Whisky schmecken. Dann kann er ihn immerhin noch genießen, wenn sich der Preis wider Erwarten nicht in die erhoffte Richtung entwickeln sollte«, sagt Ide augenzwinkernd.

Investmentkompass

Lagerzeit
Grundsätzlich gilt natürlich: Je älter der Whisky ist, desto besser. Malt-Whiskys reifen in der Regel mindestens acht Jahre, mitunter sogar mehrere Jahrzehnte in Fässern. Ein Teil des Brandes verdunstet im Laufe der Jahre. Brennmeister sprechen in diesem Zusammenhang poetisch vom »Anteil der Engel«. 

Wie lagern?
Whiskys sollten vor prallem Sonnenlicht und großer Hitze geschützt werden. Feuchte Keller sind zur Lagerung übrigens wenig geeignet, da das Etikett aufweicht und eventuell schimmelig wird.

Wo kaufen?
Spitzen-Whiskys nur bei Fachhändlern oder in renommierten Auktionshäusern (zum Beispiel www.bonhams.com; www.mctears.co.uk oder www.whiskyauction.com). 

Perspektiven
Alte Malt Whiskys aus nicht mehr existierenden Brennereien weisen das stärkste Wertsteigerungspotenzial auf.

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