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Korkenzieher - antike Stücke mit Rendite-Dreh

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Die Herren wussten offenkundig, auf welche Accessoires es in Weinbauregionen wirklich ankommt. Als der Bürgermeister der Stadt Bingen nach einer äußerst produktiven Gemeinderatssitzung Mitte des 18. Jahrhunderts seine Ratherren bat, die Ergebnisse schriftlich festzuhalten, musste die Runde verlegen passen. Keiner von ihnen führte einen Bleistift bei sich. Dann werde man eben auf die gerade besprochenen Projekte mit ein paar Gläsern Scharlachberger Wein anstoßen, versuchte der Bürgermeister die peinliche Situation zu retten – und trat geradewegs selbst ins Fettnäpfchen. Denn das Oberhaupt des für seinen Wein weithin bekannten Städtchens hatte keinen Korkenzieher zur Hand. Dieses Mal konnten ihm seine 21 Ratherren aber aus der Patsche helfen: Jeder von ihnen kramte einen Stopfenzieher aus der Tasche. Seither werden Korkenzieher in Rheinhessen und im benachbarten Rheingau »Binger Bleistifte« genannt.

Der Korkenzieher als Modell für die Schiffsschraube

Auch für den aus Wien stammenden Förster Josef Ressel war ein Stopfenzieher innovationsfördernder als ein Bleistift. Lange schon hatte der technisch überaus versierte Österreicher über einen effektiveren Schiffsantrieb nachgedacht. Dann, als er in fröhlicher Runde einige Flaschen Wein entkorkte, kam ihm die zündende Idee: Die Schiffsschraube müsste so funktionieren wie ein Korkenzieher – nach dem Prinzip der archimedischen Endlosschraube. Mit dieser Idee sicherte sich Josef Ressel einen festen Platz in der Reihe großer Erfinder. 

Antike Korkenzieher bei Christie’s

Doch nicht nur auf diese Weise kann man mit Korkenziehern Geld verdienen. Manche sehen in seltenen Sammlerstücken eine lukrative Form der Kapitalanlage. Immerhin werden antike Korkenzieher sogar bei feinen Auktionshäusern wie Christie’s gehandelt. In den vergangenen 20 Jahren hätten sich die Preise für gesuchte antike Korkenzieher teilweise verfünffacht, weiß der Wiener Antiquitäten-Experte Oliver Schützlhofer. 

Fünfstelliger Versteigerungserlös für ein Exemplar aus dem frühen 18. Jahrhundert 

Der Wert dieser antiken Stücke bewegt sich denn auch schon lange nicht mehr auf Flohmarkt-Niveau. Vor einigen Jahren etwa wurde ein englischer Korkenzieher aus dem frühen 18. Jahrhundert für knapp 27.000 Euro versteigert. Ein vergoldeter Taschenkorkenzieher aus dem 18. Jahrhundert wechselte erst bei fast 6.600 Euro seinen Besitzer. Selbst wenn gewiefte Sammler sich auf Flohmärkten noch manches Schnäppchen sichern können, müssen für seltene antike Korkenzieher mittlerweile drei- oder gar vierstellige Summen investiert werden. 

Auflage, Alter, Optik und Qualität bestimmen den Wert

Besonders interessant sind natürlich Stopfenzieher, die nur in geringer Auflage hergestellt wurden und vor 1938 entstanden sind. Hohe Qualität und eine ansprechende Optik erhöhen den Wert. Gefragt sind antike Korkenzieher aus Großbritannien, Frankreich und Italien, aber auch aus Deutschland. Vor allem die Region um das thüringische Städtchen Schmalkalden und Solingen gelten als interessante Provenienzen. Für viele Anleger, die in edle Weine investieren, stellen antike Korkenzieher eine attraktive »Beimischung« dar. Und wenn erst einmal die Wein-Investoren aus den asiatischen Boom-Nationen den besonderen Reiz dieser Sammlerstücke entdeckt haben, dürften die Preise weiter steigen.

Seit über 350 Jahren werden Flaschen mit Korken verschlossen

Wer nun noch einsteigen will, hat die Qual der Wahl: Denn die Frage, wie ein Kenner formvollendet und mit möglichst wenig Kraftaufwand eine Weinflasche öffnet, beschäftigte zahlreiche Handwerker, Erfinder und Tüftler. »Seit über 350 Jahren werden Flaschen mit Korken verschlossen. Und genau seit dieser Zeit macht man sich Gedanken darüber, wie man sie elegant und zuverlässig wieder aus dem Flaschenhals herausbekommt«, sagt Bernhard Maurer vom Korkenzieher-Museum Kaiserstuhl. Seine Sammelleidenschaft begann, als er 1995 auf einem Flohmarkt am Genfer See die ersten Korkenzieher erstand. 

Tausende Korkenzieherpatente und -modelle

Weltweit existieren Tausende von Korkenzieherpatenten – und entsprechend viele Korkenziehermodelle. Das erste Patent meldete der Engländer Samuel Henshall im Jahr 1795 an. Der Clou der Erfindung: Oberhalb der Schraube, die sich in den Korken bohrt und von Insidern »Krätzer« genannt wird, befand sich eine Scheibe. Sie stoppte die Einschraub-Bewegung und setzt den Korken in Drehung. Trotzdem war viel Kraftaufwand erforderlich, um den Korken aus dem Flaschenhals zu ziehen. Eine komfortablere Lösung erfand der Engländer Sir Edward Thomason, die er am 7. Mai 1802 zum Patent anmeldete. Sein Korkenzieher setzt die Drehbewegung des Einschraubens fort, allerdings über ein gegenläufiges Gewinde, das den Korken behutsam nach oben zieht. 

Doch geniale Lösungen versprechen nicht immer Renditen. Gerade Korkenzieher, die sich im Alltag als nicht sonderlich praktisch erwiesen, wurden nur in geringen Stückzahlen hergestellt und sind heute entsprechend gesucht und teuer. Und gäbe es die »Binger Bleistifte« noch, die vom häufigen Gebrauch angeblich so blank waren wie neue Silbertaler, würden sie auf Auktionen wohl Höchstpreise erzielen.

Investmentkompass

Werttreiber
Wertentscheidende Kriterien sind bei antiken Korkenziehern das Material, ausgefallene Formen, eventuell gravierte Ornamente, die Provenienz und natürlich die Seltenheit.

Kunstobjekte
Immer wieder kreierten Künstler Korkenzieher-Skulpturen in geringer Auflage, zum Beispiel Isabel Klett, Otmar Alt und E. A. Langenberg.

Korkenzieher-Museen
Die gibt es in nahezu allen europäischen Ländern, die Weinbau betreiben. In Deutschland ist das Korkenzieher-Museum Kaiserstuhl in Vogtsburg-Burkheim (bei Breisach) zu empfehlen (geöffnet von April bis Dezember jeweils mittwochs bis sonntags zwischen 11 und 18 Uhr).

Weitere Informationen unter www.korkenzieherfreunde.de

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